Unser Rücken, ihre Krise – Frauen in die Offensive!
Am 8. März rufen wir zum 111. internationalen Frauenkampftag auf! Im Geiste Clara Zetkins, der Begründerin dieses Tages, führen wir auch im Jahr 2022 diesen Kampf unbeirrt fort! Wir erleben diesen Kampftag nun zum zweiten Mal während der Coronapandemie. Jeden Tag erreichen die Infektionen neue Höchstwerte! Der 8. März soll deshalb in diesem Jahr unter dem Motto „Unser Rücken, ihre Krise!“ ausgetragen werden. Wir fordern euch auf, euch unserem Kampf anzuschließen! Wir grüßen alle Frauen in den Werkstätten, den Pflegeheimen, Krankenhäusern, in Schulen und Kindergärten und besonders die Aktivistinnen, die nicht müde werden im Kampf gegen Pandemie, Patriarchat und Kapitalismus.
Für mehr Solidarität in der Pflege – Zeit für neue Wege!
Auch unter der neuen Regierung von Kanzler Olaf Scholz und Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist keine Besserung in Sicht. Es werden zwar Milliarden Euro Coronabonus versprochen, doch dabei handelt es sich nur um einen Tropfen auf dem heißen Stein. Pflegeboni sollen nur dann ausgezahlt werden, wenn frau einer „besonderen Belastung“ ausgesetzt war oder ist – wer von uns ist das momentan nicht, liebe Regierung? Dies ist eine Taktik der Herrschenden um den gemeinsame Kampf in der Pflege zu erschweren: Spaltung der Arbeiterinnen. Außerdem verschlechtern Inflation und steigende Lebenshaltungskosten zusätzlich die Situation der Frauen.
Wir fordern gerechte Löhne und einen Pflegebonus für alle Frauen!
3 von 4 Beschäftigten im Gesundheitssystem sind weiblich, im Reinigungsgewerbe sind es ca. 70%. Diese Frauen tragen momentan die größte Verantwortung und Last für unsere Gesellschaft. Ihre Arbeit ist nicht nur systemrelevant, sie ist unabdingbar. Sie sind die unermüdlichen Kräfte, die uns durch die Coronapandemie gebracht haben und bringen werden! Durch ihre Arbeit erleben die Frauen neben hohem psychischen Druck und Überlastung aber auch ein erhöhtes Ansteckungsrisiko .
Wir fordern sichere und gute Arbeitsbedingungen für alle Frauen! Wir fordern die Verbesserungen der gesamten Ausbildungssituation! Wir fordern Verkürzung der Arbeitszeiten, anstatt ihrer Ausweitung!
Aktuell betreut eine Fachkraft auf der Intensivstation bis zu 4 Patient*innen gleichzeitig – das sind doppelt so viele, wie eigentlich vertretbar. Schuld daran ist auch das 2004 von der SPD unter Schröder eingeführte Fallpauschalensystem (DRG). Ein Preissystem für Krankenhäuser, für das sich der Gesundheitsminister Karl Lauterbach seit 2000 einsetzt. Krankenhäuser sollen in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Patient*innen mit möglichst wenig Personal durchschleusen. Gesundheit wird zur Ware, Krankenhäuser müssen Gewinne machen und stehen unter hohem Konkurrenzdruck! Kündigung von Personal und Senkungen der Löhne sind die Folge! Es ist wie immer in diesem System: die Klinikbetreiber und Krankenhaus-Aktionäre werden noch reicher, die Verlierer bleiben die Patient*innen und Pflegekräfte.
Gesundheit ist keine Ware! Wir fordern die Abschaffung des Fallpauschalensystems! Wir fordern die Vergesellschaftung des Gesundheitssystems und der Pharmaindustrie!
In unserer Region kam es während der Pandemie zur Schließung des Krankenhauses Havelberg sowie der Kinderklinik Gardelegen und der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe Schönebeck. Die flächendeckende medizinische Versorgung in der ländlichen Region um Magdeburg ist nicht mehr gewährleistet. Und auch hier sind es die Frauen, die die Leidtragenden sind! Die geschlechtsspezifische Auswirkung dieser Unterversorgung zeigt sich bei der Durchführung von Geburten und Abtreibungen. Es gibt in Magdeburg nur eine praktizierende Beleghebamme und laut Bundesärztekammer nur eine Gynäkologin, die Abtreibungen vornimmt. Auch deshalb kämpfen Frauen in zahlreichen Bündnissen und Initiativen an vorderster Front für ein solidarisches Gesundheitssystem.
Wir fordern eine flächendeckende Gesundheitsversorgung für alle Frauen!
Aber auch die anderen „Frauenberufe“, zu denen zum Beispiel die Berufe der Erzieherin, Verkäuferin und Reinigungskraft gehören, sind während der Pandemie einer noch hören Belastung ausgesetzt, als sie es sonst bereits sind. Neben Haushalt schmeißen, Kinder gebären und erziehen, müssen diese Frauen nun auch noch gesellschaftlichen Applaus ohne finanzielle Vergütung über sich ergehen lassen! Wir solidarisieren uns mit allen Frauen, die durch die Pandemie in die Abhängigkeit ihres Partners geraten sind! Wir solidarisieren uns vor allem mit den alleinerziehenden Müttern! Kita- und Schulschließungen treffen sie am härtesten.
Wir fordern zuverlässige Kinderbetreuungsangebote! Wir fordern einen höheren Personalschlüssel, um Kinder in kleineren Gruppen betreut zu wissen! Wir fordern eine finanzielle Entlastung für Mütter und Pflegende!
Wer nicht an Covid stirbt, stirbt an Stress, Überlastung oder an „Volkskrankheiten“ wie Herz- & Gefäßkrankheiten, Diabetes oder psychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen. Und das ist kein Zufall! Denn auch ohne Pandemie ist unser System ungesund! Deshalb soll es nicht bei unseren Forderungen bleiben, sondern wir wollen die tiefere Ursache für Ungleichheit und Ausbeutung benennen und bekämpfen.
Es gibt nur eine Antwort auf die Zustände, unter denen wir leben müssen: Widerstand! Unsere Forderungen sind ein Anfang, doch sie befrieden lediglich die Wehen eines Systems, gegen das wir uns stellen! Wir müssen uns gemeinsam organisieren, um uns von kapitalistischen und patriarchalen Zwängen zu befreien. Im Kapitalismus werden wir nicht nur als Lohnarbeiterinnen und als unbezahlte Kräfte in der Reproduktionsarbeit ausgebeutet, vielmehr begünstigen diese Umstände auch die Auswüchse des Patriarchats: geschlechtsspezifische Gewalt, Sexismus und unsere Diskriminierung in nahezu allen Lebensbereichen. Dabei vergessen unsere Unterdrücker immer wieder: OHNE UNS LÄUFT HIER GAR NIX! Weil sie uns nicht hören wollen, müssen wir laut werden und uns miteinander verbünden, um die genannten Zustände zu überwinden; immer wieder für unsere Emanzipation und eine befreite Gesellschaft kämpfen.
Sprecht mit eurer Familie, euren Freundinnen, Kolleginnen, Nachbarinnen, Mitschülerinnen und kommt am 8. März mit uns auf die Straße!