Leserbrief zum Junge Welt Artikel: “Hat die Absicht, Menschen zu vereinzeln”

Leserbrief zum Junge Welt Artikel: “Hat die Absicht, Menschen zu vereinzeln”

Verein Sisters überzieht Sexarbeitende mit Klage. Ein Gespräch mit Ruby Rebelde von Annuschka Eckhardt (11.08.23): https://www.jungewelt.de/artikel/456689.t%C3%A4ter-opfer-umkehr-hat-die-absicht-menschen-zu-vereinzeln.html

Frau Rebelde verleugnet, dass es in Deutschland, dem Bordell Europas, in dem mit Prostitution jährlich Milliarden umgesetzt werden, eine Prostitutionslobby gibt, und greift die an, die darüber sprechen. Dass die Kapitalseite Einfluss auf Gesetzgebung und die öffentliche Meinung nimmt, würde in der jungen Welt in anderen Hinsichten nie bestritten werden. Doch Frau Rebelde, die das für eine Verschwörungstheorie von Feministinnen hält, wird hier nicht widersprochen. Frau Rebelde hält Prostitutionskritik außerdem für rechts und strukturell antisemitisch. Darum ging es auch in der Unterlassungsklage, was im Artikel unterschlagen wird. Hier ist eine Kritik an der Instrumentalisierung des Antisemitismusvorwurfs notwendig. Außerdem hat Prostitutionskritik in der Linken eine Tradition, die von Engels und Bebel bis zu Kollontai reicht. Prostitutionskritik ist Resultat einer marxistischen Weltanschauung. Warum wird Frau Rebelde nicht aufgefordert, ihre Argumente darzulegen? Wir empfehlen Frau Eckhardt, mal die Frauen auf der Berliner Kurfürstenstraße zu interviewen und nicht nur die wenigen zu Wort kommen zu lassen, die das freiwillig tun. Es ist unglaublich, dass die junge Welt, die sich bis heute als linke und marxistische Tageszeitung definiert, unkommentiert so liberale, reformistische Positionen verbreitet. Nur zur Erinnerung: Ihr wart mal das Zentralorgan der FDJ in der DDR – in dem sozialistischen Staat, der Prostitution als das, was sie ist, erkannte: Warenmachen von Sexualität und Frau, Verdinglichung von Liebe, Beziehung und Zuneigung. Antiimperialismus und Antikapitalismus sind unvereinbar mit solch reformistischen Positionen zur Prostitution, die eine vermeintliche Trennung zwischen »Zwangsprostitution« und Sexarbeit erzeugen wollen. Frau Rebelde scheint von Antisemitismus genausowenig Ahnung zu haben wie von proletarischem Feminismus. Das ist ihr vor Gericht auf die Füße gefallen. Kein Grund, ihr in eurer Zeitschrift eine Plattform zukommen zu lassen.

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