Am 29.08.2021 trafen sich 20 Menschen zu einem Kiezspaziergang durch Stadtfeld. Unser Ziel war der Harsdorfer Platz, wo wir eine Schweigeminute für Christin abhielten und Blumen an einem Gedenkstein niederlegten, den ihre Familie für sie errichtet hat.
Christin wurde in der Nacht zum 24.08.2012 ermordet. Der Mörder schlug auf sie ein, würgte sie bis zur Bewusstlosigkeit und vergewaltigte sie. Anschließend legte er sie in einen mit Wasser gefüllten Babypool, in dem sie schließlich ertrank. Sie war erst 18 Jahre alt, als sie sterben musste. Der Mörder erhielt eine lebenslange Haftstrafe, könnte aber schon in wenigen Jahren wieder auf freiem Fuß sein. Denn eine besondere Schwere der Schuld konnte das Gericht nicht feststellen.
Nichts und niemand wird vergessen! Ein Angriff auf eine, bedeutet einen Angriff auf alle!
Zum jetzigen Zeitpunkt gab es in Deutschland dieses Jahr schon über 100 Femizide. 110 Frauen wurden bisher zum Teil schwer verletzt.
Auch hier in Stadtfeld ereigneten sich Angriffe auf Frauen. Vor einigen Wochen stieß ein Mann in der Friesenstraße eine Frau aus der Straßenbahn und trat auf sie ein. Im September 2018 sticht ein Mann im Edeka am Olvenstedter Platz auf seine 23-jährige Exfreundin ein. Er trifft vier Venen an ihrem Hals. Sie wird lebensgefährlich verletzt und kann nur durch eine Notoperation gerettet werden.
Jede Frau in Deutschland erlebt mindestens einmal in ihrem Leben geschlechtsspezifische Gewalt. Diese Gewalt tritt auf als psychische, physische oder sexuelle Gewalt und äußert sich u.a. in Form von Drohungen, Stalking, Nötigung, Schlägen, Vergewaltigung und Mord. Die Täter sind Männer, meist aus dem engsten sozialen Umfeld.
Auch wenn diese Gewalt die Frauen unterschiedlich hart trifft, so ist doch die Tatsache, dass sie Einzelnen widerfährt, eine permanente Bedrohung für alle Frauen. Die permanente Gewalt gegen Frauen gleicht systematischem Terror. Denn die Gewalt gegen Frauen hat ihre Ursache nicht in der Veranlagung einzelner Männer. Sie ist ein strukturelles Phänomen: Disziplinierung, Zwang, Kontrolle und Einschüchterung von Frauen haben zum Ziel, die patriarchale und kapitalistische soziale Ordnung aufrecht zu erhalten. Die Frauenbefreiung ist also mit der Befreiung der Menschheit von der Klassenherrschaft untrennbar verbunden.
Die bestehenden Verhältnisse sind eine Gefahr für jede einzelne Frau. Niemand wird uns schützen, wenn wir es nicht selbst tun. Wir müssen unsere Sicherheit in die eigenen Hände nehmen, indem wir uns gemeinsam organisieren. Nur so können wir uns gegen die patriarchalen Verhältnisse verteidigen und den Kampf gegen sie aufnehmen.
Für die Befreiung der Frau und eine Gesellschaft in der patriarchale Unterdrückung der Vergangenheit angehört!